„Auseinandersetzungen können nicht mit Gewalt gelöst werden“ – Die Theologen Christoph Markschies und Martin-Michael Passauer in der Köpenicker Stadtkirche

von Jürgen Bosenius

Auftakt der Gesprächsreihe "Musik gegen Krieg" am 11. September 2018 in der Köpenicker Stadtkirche: (v.l.n.r.) Christoph Markschies, Constanze Körner und Martin-Michael Passauer. Foto: Jürgen Bosenius / kklios

Auftakt der dreiteiligen Gesprächsreihe "Musik gegen Krieg" am 11. September 2018 in der Köpenicker Stadtkirche.

Für diesen Abend hatten sich die Veranstalter, die SozDia Stiftung Berlin – Gemeinsam Leben Gestalten – und die Ev. Stadtkirchengemeinde Köpenick, eine Menge vorgenommen: über Krieg und Frieden reden, eine Gesprächsreihe starten, ein Konzert anmoderieren, das Werk erklären und zwei renommierte Theologen in einen Dialog zu diesem Themenkomplex treten zu lassen. Kann das gut gehen? Es kann.

Der Auftakt der dreiteiligen Gesprächsreihe „Musik gegen Krieg“ am Dienstagabend, 11. September 2018, in der Köpenicker Stadtkirche war klar strukturiert, von Moderatorin Constanze Körner, Projektkoordinatorin des Projektes Welcome!, sauber moderiert – und erfreulich gut besucht.

Prof. Christoph Markschies von der Humboldt-Universität zu Berlin, der eine der beiden renommierten Theologen dieses Abends, vermochte es, in einer kleinen „Miniatur“, wie er es nannte, zu Beginn, Wissenswertes und Erhellendes zum Werk von Karl Jenkins The Armed Man – A Mass For Peace“ zu präsentieren. Die Messe wird am 14. Oktober 2018 in der Köpenicker Stadtkirche aufgeführt. So erfuhr man unter anderem, welche Bezüge die Messe zum Kosovo-Krieg hat. Auch die Entstehungsgeschichte, das Libretto und Werkbezüge zu anderen Messen der Moderne nahm Markschies in den Blick.

Martin-Michael Passauer, Generalsuperintendent i.R. und seit Jahrzehnten als ehemaliger Stadtjugendpfarrer der Köpenicker Gemeinde eng verbunden, gelang es wiederum, das Thema „Krieg und Frieden“ vor dem Hintergrund kirchlicher Positionen zu beleuchten. In einem weiten geschichtlichen Bogen, verbunden mit persönlichen Erinnerungen, rief er unter anderem die Wehrpflichtdebatten in Ost und West nach dem Krieg in Erinnerung und machte darauf aufmerksam, welche Bedeutung die Friedensbewegung in der DDR auch heute noch hat bzw. haben sollte.

Mehr als eine Fußnote war das Statement von Michael Heinisch-Kirch, Vorstandsvorsitzender der SozDia Stiftung Berlin – Gemeinsam Leben Gestalten –, der die aktuelle „Erklärung zu Chemnitz“ von Bürgerrechtlern und ehemaligen DDR-Oppositionellen vorstellte und bei der Schilderung der Gründungsgeschichte von SozDia darauf hinwies, wie wichtig die „gewaltlose Gestaltung von Demokratie“ gerade in diesen Tagen sei.

Im Gespräch zwischen Markschies und Passauer ergaben sich viele Details. Gefragt, was jede und jeder einzelne von uns heute tun kann, markierte Markschies vier Punkte: Zum einen sei es wichtig und notwendig, „nichts zu vergessen“, also geschichtliches Wissen und Bewusstsein zu haben. Dann gelte es auch, „einfachen Lösungen zu misstrauen“. Und sich zu fragen: „Wo ist der Platz, wo ich ganz konkret etwas tun kann?“. Zentral sei es dann, „Bündnispartner zu finden“, um das eigene Engagement zu stärken. Martin-Michael Passauer machte noch einmal seine Maxime deutlich: „Auseinandersetzungen können nicht mit Gewalt gelöst werden.“

Anschließend nahmen die Besucher das Angebot von Moderatorin Constanze Körner, Nachfragen zu stellen, dankbar an. Immer wieder ging es um die Frage, wie Gewalt unter Wahrung gegenseitiger Anerkennung frühzeitig verhindert werden kann. Unter dem Dirigat der Köpenicker Kantorin Christiane Raudszus klang die Veranstaltung mit dem Kanon „Dona nobis pacem“ aus. Und viele Gäste setzen das Gespräch dann an den Stehtischen in der Köpenicker Stadtkirche fort.

Den Programmflyer mit allen weiteren Terminen können Sie hier herunterladen.

Impressionen

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Christoph Markschies am 11. September 2018 in der Köpenicker Stadtkirche. Foto: Jürgen Bosenius / kkliosGeneralsuperintendent i.R. Martin-Michael Passauer am 11. September 2018 in der Köpenicker Stadtkirche. Foto: Jürgen Bosenius / kkliosMichael Heinisch-Kirch, Vorstandsvorsitzender der SozDia Stiftung Berlin – Gemeinsam Leben Gestalten –, am 11.September 2018 in der Köpenicker Stadtkirche. Foto: Jürgen Bosenius / kklios

Zurück